Alsharq

Denn während das Land nach dem 11. September zunächst medial im globalen Mittelpunkt stand, ist es in den vergangenen Jahren in der deutschen Berichterstattung sehr ruhig um dieses Thema geworden. Nur beiläufig finden größere Veränderungen wie Präsidentschaftswahlen, Terroranschläge mit hohen Opferzahlen, Migrationsbewegungen oder NATO-betreffende Neuigkeiten, Erwähnung.
 
Dabei geben die jüngsten politischen Entwicklungen Anlass zur Sorge: Zwei Politiker beanspruchen seit März das Präsidentenamt. Dieser politischen Blockade ging ein Abkommen zwischen der U.S.-Regierung und Vertretern der Taliban Ende Februar voraus. Ein Abzug der U.S.-Truppen scheint greifbar, der zwar beim Volk weitreichend willkommen ist, aber auch große Ängste heraufbeschwört. Diese betreffen vorrangig die afghanischen Frauen, die eine wiederkehrende Taliban-Herrschaft befürchten, unter der sie als die ohnehin vulnerabelste Bevölkerungsgruppe bereits in der Vergangenheit am meisten zu leiden hatten. Ein weiterer nicht-staatlicher Akteur, dessen Genese an deutschen Berichterstattern weitgehend vorbeizugehen scheint, ist der sogenannte Islamische Staat in Khorason (ISK), der für immer mehr Anschläge auf Zivilisten, religiöse Minderheiten und staatliche Einrichtungen verantwortlich ist, wie der jüngste Angriff auf den Sikh-Tempel in Kabul beispielhaft zeigte.
 
Angesichts der unzureichenden Berichterstattung im mitteleuropäischen Raum möchten wir mit unserer Veranstaltung in dieser ereignisreichen Zeit in Afghanistan einen Überblick über die relevantesten Themen schaffen, für mehr Aufmerksamkeit sorgen und politische Zusammenhänge aufzeigen. Zunächst werden wir in die aktuelle politische Situation des Landes einführen.