Das Sozialexperiment einer starrköpfigen kommunistischen Diktatur endete nach über 40 Jahre in Isolation, Armut und in einem „failed state“ (1991). Seitdem befindet sich Albanien in dynamischer Transformation, in Richtung Demokratie und Marktwirtschaft. Die Politik bemüht sich, die von der EU gestellten Vorgaben zu erfüllen, und hat es inzwischen bis zum Kandidatenstatus für den EU-Beitritt geschafft. Doch die wirtschaftlichen Möglichkeiten vor Ort sind für die Meisten auch 30 Jahren später mager geblieben.
Das kleine Gebirgsland Albanien („Republika e Shqiperisë“) liegt am westlichen Rand der Balkanhalbinsel, umgeben von Montenegro, Kosovo, Nordmazedonien und Griechenland. Von den heute ca. 6 Mio. Albanischstämmigen auf dem Balkan leben aber kaum 3 Mio. im „eigenen“ Land Albanien, de fakto also weniger AlbanerInnen innerhalb, als außerhalb des Staatsgebiets. Schon von Beginn an (1913) war die Grenzziehung ein diplomatischer Kompromiss, der große Bevölkerungsteile mit albanischen Wurzeln außerhalb des Landes ließ, und damit zugleich große albanische Minderheiten in den Nachbarländern schuf.
In Albanien selbst begann nach dem 2. Weltkrieg der fatale Versuch, das an Bodenschätzen durchaus reiche, und für die Landwirtschaft klimatisch begünstigte Land entlang einer kommunistischen Vision aufzubauen, was trotz politischem Zwang und enormer Opfer in Mangelwirtschaft und Hungersnöten mündete, bis hin zur faktischen Selbstauflösung der politischen Strukturen, nur wenige Jahre nach dem Tod des Diktators Enver Hoxha. Den Albaner*innen außerhalb blieb diese Erfahrung erspart, doch hatten sie, zu Hause im slawisch oder griechisch dominierten Nachbarland, nicht selten mit anderen Spannungen und Konflikten zu kämpfen, die im Falle des Kosovo sogar zur Gründung eines neuen Staates geführt haben.
Seit der Wende und Öffnung spielt die Arbeitsmigration im Leben der meisten AlbanerInnen eine prägende Rolle. Alleine von Griechenland und Italien aus versorgen mehr als eine Mio. albanischen Migrant*innen die Familien im Heimatland. Umso schmerzlicher mach(t)en sich die dortigen Wirtschaftskrisen auch in Albanien bemerkbar. Der lebensfrohen Antmosphäre tut die albanische Dauerkrise erstaunlicherweise keinen Abbruch. Doch der Trend zur Abwanderung wird mit der teilweisen Öffnung der Arbeitsmärkte in den alten Industrienationen für die sog. „Mangelberufe“ (z.B. Pflegepersonal) noch beschleunigt.
Unsere Highlights
Tirana
Kaum eine Großstadt in Europa hat in den vergangenen Jahren einen ähnlich dynamischen Wandel hingelegt: mit Zuzügen aus der Provinz und massiver Bautätigkeit ist die Landeshauptstadt Tirana auf gutem Weg zur Millionenmetropole. Etwa ein Drittel der Einwohner Albaniens lebt inzwischen im Großraum, und alle wichtigen Funktionen politischer und wirtschaftlicher Art kommen in Tirana zusammen. Der Alltag mag dort manchmal etwas chaotisch, für manchen etwas zu protzig sein. Aber die Atmosphäre ist lebendig und entspannt zugleich, jugendlich, modern - für Besucher absolut erlebenswert.
Berat und Gjirokastra
Über den Städten thronen jeweils eindrucksvolle Festungsanlagen. Doch vor allem verkörpern beide, die „Stadt der 1.000 Fenster“ und die „Stadt der 1.000 Stufen“, mit ihren gut erhaltenen Altstadtvierteln und Häusern ein baulich einmaliges osmanische Erbe – einmalig nicht nur für Albanien, sondern für die gesamte Menschheit, wie der Status als UNESCO-Welterbe seit einigen Jahren bestätigt. Deren Erhaltung verdankt sich nicht zuletzt dem besonderen Schutzstatus als „Museumsstädte“ seit kommunistischer Zeit.
Die albanische Riviera
Zwischen Llogara-Pass und Saranda wird die albanische Riviera von bis zu 2.000m hohen Gebirgsketten kompakt abgeschottet. Unter dem kommunistischen Regime war dieses Gebiet Sperrzone und nur mit Sondergenehmigung zugänglich. Heute wird dieser wenig bevölkerte und landschaftlich atemberaubende Küstenabschnitt stetig für den Badetourismus erschlossen. Ganz im Süden liegt der wohl bekannteste touristische Ort Albaniens, die antike Stätte Butrint (auch UNESCO-Welterbe), wirklich sehenswert aufbereitet im gleichnamigen archäologischen Park.
Shkodra am Shkodrasee
Der Shkodrasee ist mit 368km² der flächenmäßig größte See auf dem Balkan. Die Stadt Shkodra liegt direkt an seinem südöstlichen Ende, gegenüber sieht man schon Montenegro. Auf dem Hügel am heutigen Stadtrand ragt gut sichtbar der alte Ortskern, die illyrische Rozafa-Burg aus der Ebene, deren Mauern auf das 4.Jh. v. Chr. zurückgehen. Zu einem Spaziergang über das Gelände gehört natürlich die tragische Einmauerungslegende zur schönen Rozafa, und ein herrlicher Rundumblick auf Stadt und See, auf das Meer und die albanischen Alpen. Das heutige Zentrum vom Shkodra ist wohltuend lebendig und modernisiert.
Die albanischen Alpen
Im Hinterland von Shkodra beginnen die wilden Gebirgszüge der albanischen Alpen, manchmal auch als die „verwunschenen Berge“ zitiert. Sie boten den mittelalterlichen katholischen albanischen Stämmen über 500 Jahre lang einen Rückzugsraum vor den osmanischen Besatzern, und bis heute wird dort von „Blutrache“-Fällen (Selbstjustiz) innerhalb von verfeindeten Familien berichtet. Die schöne Landschaft erschließt man sich am einfachsten mit einer Fährfahrt über den Komanstausee, und mit Wanderungen entlang von zahlreichen markierten Routen rund um die Bergdörfer Valbona, Thethi und Vermosh.
Ohrid- und Prespasee
Ein tiefblauer Naturraum, der am Dreiländereck zwischen Albanien, Nordmazedonien und Griechenland besonders auf grenzübergreifenden Naturschutz angewiesen ist, und als grenzüberschreitenden “Biosphärenreservat” ausgewiesen wurde. Beide Seen sind über 5 Millionen Jahre alt, und zählen zu den ältesten Seen Europas und der Erde. So konnten sich in den Seen zahlreiche endemische Tierarten erhalten. Der Prespasee liegt etwa 150m oberhalb des Ohridsees, und speist diesen unterirdisch mit glasklarem Wasser. Gerahmt wird diese außergewöhnliche Naturszenerie von über 2.000m hohen Gebirgszügen.
Upcoming Tours and Events
Wer sind „die Albaner*innen“? - Unter dieser plakativen Frage organisieren wir unsere Studien- und Begegnungsreise nach Albanien, Kosovo und Nordmazedonien. Eine Vielzahl von verschiedenen Identitäten trennen die Einwohner*innen auf dem Balkan voneinander - oder verbinden sie. Wie sieht das im Falle der Skipetaren, den Albaner*innen aus?