Oder: Die ganz persönliche Geschichte einer Reiseabsage
Autorin: Sarah Pallauf
Die Politische Wanderreise im Westjordanland in Palästina, die im April 2025 hätte stattfinden sollen, wird nun abgesagt (die Ausschreibung ist bis Ende Oktober noch HIER zu finden). Ich nehme euch mit auf eine kleine, und durchaus sehr persönliche Geschichte dieser Reiseabsage. Sie ist bestimmt nicht exemplarisch für andere Reiseabsagen, da die Entscheidung, eine Reise nicht durchzuführen, immer sehr kontextabhängig ist. Diese Absage so ausführlich zu beschreiben, ist mir im Fall von Palästina aber speziell wichtig. Denn was im Westjordanland passiert, ist aktuell von den deutschsprachigen Medien nur wenig beleuchtet. Darauf möchte ich das Scheinwerferlicht dieses Beitrags lenken.
Mitte Oktober 2023: Gerade bin ich mit „Team Zug“ auf dem Rückweg auf dem Landweg von Diyarbakir nach Wien. Die Ereignisse in Israel/Palästina überschlagen sich und werfen große Schatten. Einer davon fällt auf die Jordanien-Wanderreise im Oktober, bei der ich zum ersten Mal die Hauptreiseleitung mache. Während wir mit dem Zug durch Bulgarien und Rumänien tuckern, bin ich viel am Handy. Eine Storno nach der anderen trudelt ein. Die Teilnehmenden der Jordanienreise wünschen sich einen Live-Call und immer wieder eine „Einschätzung der Lage“ in Jordanien. Die Atmosphäre ist angespannt, die Militäroffensive, die israelische „Antwort“ auf den Hamas-Angriff am 7.Oktober ist noch nicht gekommen. Was erwartet die Region? Stress kommt auf, ich wäre gerne mehr für das Team Zug da, zugleich sind meine Gedanken in Jordanien und Palästina. In Gaza kenne ich niemanden, aber in der Westbank. Ich verschicke, so wie viele andere, unzählige Nachrichten mit der Frage „Wie geht’s euch, wie ist die Situation?“ Ein Freund aus Jericho antwortet mir erst nach Tagen. Erleichterung. Zugleich sind seine Nachrichten keine guten: „Hier ist es sehr chaotisch, Sarah, ich gehe kaum raus. Dauernd gibt es neue Checkpoints, gewalttätige Siedler*innen rennen bewaffnet herum, es ist unsicher geworden. Wir bleiben so viel wie möglich drinnen.“
Ende Oktober 2023: Wir lassen die Wanderreise nach Jordanien stattfinden, und – auch rückblickend – das ist gut so. Gut für die Gruppe, die den Luxus einer Kleingruppenreise genießen darf und zugleich authentisch und direkt Einblick in diese „Lage vor Ort“ bekommt, die die Medien zu diesem Zeitpunkt schon äußerst unzureichend erzählen. Zumindest von der Lage im Nachbarland, aber da Jordaniens Bevölkerung zu mehr als der Hälfte ursprünglich palästinensisch ist, ist die Verbundenheit mit Gaza sehr groß. Es gibt große Demonstrationen für Solidarität mit Palästina in Amman. Zwei Reiseteilnehmer*innen sind vorab sichtlich nervös, als ich sie in Amman treffe, ist die Nervosität von ihnen abgefallen. „Es scheint ganz ruhig zu sein, wir haben uns sehr sicher gefühlt“, meinen sie.
Die Reisen von Alsharq sind Begegnungsreisen. Das Thema Palästina ist in Jordanien so omnipräsent, dass so manches anders verläuft als geplant. Unser Gesprächspartner in Amman sollte eigentlich über die Ressourenfrage und die Wasserknappheit im Land berichten Der sehr lange Abend endet damit, dass er ausführlich über Palästina, über die Situation in der Westbank, über die Vertreibung seiner eigenen Familie von dort und über die Unmöglichkeit, das Grab seines Vaters zu besuchen, berichtet. Diese ersten Tage in Amman standen unter dem Motto „Einblick in Themen, die das Land bewegen“. Insofern ist der Themenwechsel vielleicht ungeplant, aber dafür umso authentischer. Denn kein anderes Thema treibt die Menschen mehr um als die Frage, wie es weitergeht in Gaza und in Palästina. Was wird Israel tun, fragen sich viele voller Sorge.
Zudem sind die Stornos, die uns für die Jordanien-Reise erreichen, nicht die einzigen. Im Gegenteil! Der Tourismus ist in Jordanien durch den 7.Oktober und die Angst vor militärischen Auseinandersetzungen komplett eingebrochen. Bis zu 50% Stornierungen, berichten unsere Hotels und Gästehäuser, vor allem aus Deutschland. Wir streifen gegen Ende der Reise durch ein halbleeres Weltwunder Petra. Es ist Hochsaison. Für die Gruppe wunderschön, für Jordanien und die Menschen vor Ort drastisch und tragisch. Die Wertschätzung dafür, dass wir „trotzdem“ gekommen sind, ist auch immer wieder spürbar. Das macht für mich die Reiseleitung bei Alsharq auch aus: Begegnungsreisen mit authentischen Einblicken und große Solidarität und Partner*innenschaft mit Menschen vor Ort. Die Sicherheit der Gruppe ist natürlich oberste Priorität, aber wir schauen sehr genau hin, wir fragen nach, wir kontaktieren all unsere Quellen vor Ort, bevor wir Reisen absagen. In den Tagen vor der Jordanienreise habe ich alle meine Freund*innen in Jordanien kontaktiert, Dutzende Sprachnachrichten angehört und verschickt und mir aus vielen Teilen des Landes die Info geholt: „Kommt, es ist ruhig hier und deine Gruppe kann unbesorgt sein.“ Ja, auch ich lese die Webseiten des Außenministeriums und des Auswärtigen Amtes. Aber nein, es sind nicht die einzigen und die Stimmen von Menschen, denen ich vertraue und die schon lange bzw. aktuell vor Ort sind, zeichnen für mich ein oft viel präziseres Bild.
Zugleich kann ich verstehen, dass Reisende aus Westeuropa sich schwer tun mit einer Differenzierung. Wenn es Krieg zwischen Israel und Gaza gibt, was bedeutet das dann für eine Reise für Jordanien? Für Marokko? Kann man dann noch in den Libanon? Was macht die Hisbollah dort eigentlich? Und wie sieht es mit dem Oman aus? Es gibt kaum eine Frage, die das Alsharq-Team in Berlin derzeit nicht erreicht. Ich kann ob der medialen Berichte die Unsicherheit auch verstehen. Zugleich appelliere ich dafür, genaue Infos einzuholen, mit den Alsharq-Guides zu sprechen, unsere Berichte zu lesen, bevor vorschnell eine Reise storniert wird. Für uns in Westeuropa mag eine Storno vielleicht nur finanziell schmerzhaft sein, für Menschen vor Ort kann die Absage einer ganzen Reisegruppe aber viel mehr bedeuten. Wir reisen ja immer auch in Länder, in denen die Hotels nicht dauernd ausgebucht sind. Nablus ist nicht Venedig und Salalah nicht Paris. Unsere Destinationen sind meist keine, die unter dem Massentourismus stöhnen. Am Beispiel Jordanien bedeutet der Einbruch des Tourismus tatsächlich viel: Das Land hat kaum andere Einnahmequellen und in den letzten Jahren viel in Werbung im Ausland investiert. Der Plan ging auf, es kamen immer mehr Reisende ins Land, neue Fluggesellschaften flogen Amman und Aqaba an. Dem wurde mit Oktober 2023 ein jähes Ende gesetzt.
Zurück nach Palästina: Ich bleibe mehrere Wochen in Jordanien, währenddessen nehmen die beunruhigenden Berichte auch aus der Westbank zu. Palästinensisch-deutsche Freund*innen in Amman berichten mir von ihren Verwandten, die in Ramallah in der Westbank leben. Sie trauen sich nicht zu ihren Olivenbäumen, obwohl jetzt Erntezeit wäre. Bei den Nachbarn haben Siedler Löcher in die Olivenölkanister geschossen. Die Ernte einer ganzen Saison versickert im kargen Boden. Bei solchen Geschichten kann ich mein Entsetzen über diese blinde Zerstörungswut kaum verbergen.
November 2023: Zurück in Österreich beginne ich mich immer mehr mit Palästina auseinanderzusetzen, ich spreche viel mit arabischen Freund*innen, schaue arabisches Fernsehen, folge auf Instagram Journalist*innen, die in Gaza oder der Westbank leben. Die Situation in Palästina/Israel/Gaza ist auch aus der Ferne kaum zu ertragen, und ich habe nicht einmal einen Funken Ahnung davon, wie sie sich in den kommenden Monaten noch verschlimmern wird. Die Berichterstattung in Österreich macht mich zuweilen völlig fertig und sie formt die Meinung und die Perspektiven meiner hier lebenden Freund*innen. Monatelang habe ich das Gefühl, dass eigentlich kein anderes Thema Relevanz hat. Emotional sind diese Monate schwer auszuhalten und die Ohnmacht in mir so mächtig.
Dezember 2023: Ich bin beim Alsharq Summit in Berlin, mein Alsharq-Kollege Daniel ist zu dieser Zeit in Köln. Der Summit ist dem Austausch mit den anderen Reiseleiter*innen gewidmet, den Fragen, Diskussionen über große Themen. Am ersten Abend stoßen wir zusammen auf unsere Arbeit in einer Bar in Berlin an. Es ist heiß, es ist vorweihnachtlich, es ist familiär. Ich mag den Summit, ich mag diese Zeit in Berlin, einmal pro Jahr.
Am Vormittag des zweiten Tages telefonieren Daniel und ich, denn wir haben eine neue Reiseidee geboren: Eine Politische Wanderreise Palästina, die wir genau so nennen möchten. Christoph, Alsharq-Gründer himself, leitete mit seiner großen Expertise bereits unzählige Reisen in der Region Israel/Palästina. Daniel und ich sind beide Bergfreaks und in jeder freien Minute in unseren Wanderschuhen unterwegs – wir wollen uns ein neues Konzept überlegen, uns an Christophs Wanderreise orientieren, aber noch mehr Raum schaffen für Reflexion, Auseinandersetzung mit der Lebensrealität in der Westbank (Westjordanland). Wir wollen viele Themenkomplexe einbringen, was bei Wanderungen durch die Westbank automatisch passiert – zugleich wollen wir die Reise „politischer“ machen. Unser beider Begeisterung ist von Anfang an groß. So sitze ich in Berlin und Daniel in Köln und wir erträumen uns ein Reisekonzept für Herbst 2024. Ja, wir wissen, dass die Lage aktuell in Gaza bereits schlimm ist, die militärischen Angriffe dauern an. Aber „dieser Krieg muss ja bald vorbei sein“, auch davon sprechen wir. Der Herbst liegt in weiter Ferne und eine Wanderreise in Palästina erscheint mir wichtiger denn je. Menschen dorthin bringen, ihnen Begegnungen mit unseren Freund*innen ermöglichen, mit ihnen in der wunderbaren Landschaft wandern und dabei das Politische vor Ort greifbar machen. Kurz: Wir wollen Reisenden aus Westeuropa die Lebenswirklichkeiten in der Westbank näherbringen, in ihren vielen Unterschiedlichkeiten, mit ihren Diskrepanzen, Irritationen, Widersprüchen, mit all ihrer Ohnmacht und ihren Herausforderungen. Bei meiner ersten Alsharq-Reise in Palästina (damals noch als Teilnehmerin) wurden mir immer wieder richtiggehend die Augen geöffnet. Vieles, was ich zuvor nur gehört oder erzählt bekommen hatte, konnte ich mir einfach nicht richtig vorstellen. Ich bin zutiefst bewegt aus Tel Aviv wieder nach Wien geflogen und habe kurz danach einen Blogbeitrag über meine Erfahrungen für meine Webseite geschrieben. Mit „Palästina mit eigenen Augen sehen“ habe ich ihn betitelt. Ich würde ihn mit meinem Wissen und den Erfahrungen von heute wohl anders schreiben, aber er gibt für mich immer noch sehr anschaulich meine Eindrücke dieser allerersten Reise nach Israel (zu einer jüdisch-israelischen Freundin) und in die Westbank wieder.
Januar 2024: Daniel und ich finden für Herbst 2024 keinen guten Reisetermin mehr. Wir entscheiden, unsere Politische Wanderreise Palästina auf Frühjahr 2025 zu verschieben. Da sind die Tage länger und bieten mehr Wanderzeit. Aber auch hier ist eine Terminsuche nicht einfach. Wir gehen gemeinsam den Kalender durch und berücksichtigen dabei alle muslimischen und jüdischen Feiertage. Wann immer ich etwas vorschlage, kommt eine erfahrene, skeptische Stimme von Daniel: „Nein, um Feiertag XY herum geht es gar nicht, da sind die Sicherheitskontrollen in der Westbank besonders streng. Achtung – da werden gerne extra Checkpoints aufgestellt. Das ist als letzter Reisetag ganz schlecht, da kommen die Leute dann kaum mehr zum Flughafen.“ Auch das ist die Realität von einer Reiseplanung in der Westbank.
Februar 2024: Ein lieber Freund aus Bethlehem schickt mir Fotos von seinen Marillen, die er gerade zu Marmelade einkocht. „Ich wollte diese Bilder teilen, Sarah, aber ich kann das nicht teilen, wo es denn Menschen nebenan in Gaza doch so schlecht geht und dort Winter ist. Deshalb schicke ich sie dir privat.“ Seine WhatsApp kommt bei mir an, als ich mit einer Palästina-Solidaritätsdemo auf dem Weg in Richtung Innenstadt bin. Wir sind nicht besonders viele, am Ende der Demo tanzen ganz friedlich kleine Schneeflocken vom Himmel. Frieden, zumindest hier in Wien. Ich erinnere mich an die Stimme eines Freundes, der sagte: „Schnee ist nur für die Reichen schön, die im Warmen sitzen.“ und schicke Stoßgebete zum Himmel – lass es bitte nicht schneien in Gaza!
April 2024: Daniel und ich planen und konzipieren, während der Krieg wütet. Ich möchte mich hier bewusst auf die Situation in der Westbank fokussieren, auch wenn ich weiß, dass auch über die Lage in Gaza und in Israel viel zu wenig geschrieben, viel zu wenig gesprochen wird. Dieser Scheinwerfer und dieser Artikel gehört vor allem der Westbank. Diese verschlechtert sich zusehends, ohne dass es medial groß thematisiert wird. Daniel ist vor Ort in Beit Jala und berichtet mir immer wieder über Geschehnisse. „Nablus lieber streichen?“, schreibe ich ihm am 23.April in einer WhatsApp. Ja, ist seine schnelle Antwort. Es ist viel Aufwand und viel Zeit, eine Reise in der Westbank unter den aktuellen Umständen zu planen. Und niemand kann vorhersehen, wie es weitergeht.
Juni 2024: Das Detailprogramm unserer Politischen Reise Palästina steht fest, wobei „feststehen“ unter den aktuellen Umständen vor Ort ein sehr gewagtes Wort ist. Die Reise ist auf der Alsharq-Webseite und damit buchbar, nur fragen wir uns: „Wer wird sie angesichts der aktuellen Lage buchen?“
Juli 2024: Instagram und die Videos von vor Ort lebenden Menschen werden für mich eine wichtige Info-Quelle. Die Videos von gewalttätigen Siedler*innen häufen sich, Berichte von Hunderten Verhaftungen in der Westbank ebenso. Angriffe auf Ressourcen wie Wasserquellen oder Tierherden in Area C stehen fast schon an der Tagesordnung. Daniel und ich wandern gemeinsam mit einem anderen syrischen Freund an einem heißen Julitag durch den Wienerwald und was er von der Situation in der Westbank berichtet, wird immer hoffnungsloser. Israelische Volunteers, die ehrenamtlich als „protective presence“ arbeiten und nahe am Burn-Out sind. Andauernde Gewalt von Siedler*innen und dem israelischen Militär auf palästinensische Familien.
Nochmals Sommer 2024: Ich sehe zwar die Nachrichten von Österreich aus, aber die Berichte von Daniel, der wieder in Bethlehem lebt und arbeitet, sind für mich noch authentischer, aber genauso drastisch. Wann auch immer er sich meldet, gibt er mir zu verstehen, dass wir wieder umplanen müssen. „Wadi XY ist jetzt militärisches Sperrgebiet, da können wir mit einer Gruppe nicht mehr rein. Ach, und die Wanderungen rund um Bethlehem werden wir auch nicht so machen können, wie wir gedacht haben. Den letzten Tag bei Battir können wir wohl so auch nicht durchführen, hast du da eine Alternatividee?“ Umplanen ist an sich kein Problem und Alsharq-Guides sind – das erlaube ich mir hier zu sagen – sehr umplanerfahrene Reiseleiter*innen. Doch diese Updates geben uns zunehmend das Gefühl, dass eigentlich kaum mehr etwas bleibt. Von unserem ursprünglichen Wanderprogramm, aber auch ganz einfach von der Westbank, von den palästinensischen Gebieten. „Sarah, nächstes Jahr“, so Daniel, „kann es sein, dass hier in XY einfach niemand mehr ist. Schon wieder ist eine palästinensische Großfamilie weggegangen, weil sie die Gewalt und die Repressionen einfach nicht mehr aushalten. Es wird niemand mehr hier sein.“ Diesen Satz zu schreiben verursacht mir heute noch Gänsehaut.
August 2024: Ich will mich immer noch an einen Hoffnungsgrashalm klammern und die Entscheidung über die Reise im Frühjahr 2025 in Palästina noch nicht treffen. Doch ich muss einsehen, dass der Halm zu dünn geworden ist. Christoph, Daniel und ich beratschlagen uns ein letztes Mal und am Ende des Zoom-Calls steht die Klarheit einer Entscheidung: Die Politische Wanderreise Palästina, seit Monaten in unseren Köpfen existierend, mit viel Sorgfalt konzipiert, ist einfach nicht mehr durchführbar. Diese Reise werden wir absagen. Auch wir werden damit eine Gruppe sein, die nicht kommen wird. Ich stehe hinter der Entscheidung, auch wenn ich nicht vor Ort bin. Doch alles, was ich aus der Ferne lese und was Daniel aus der Nähe berichtet, deutet darauf hin, dass wir auch nächstes Jahr nicht gefahrlos durch die Westbank wandern können.
Wir werden nun keinen Reisenden die sanften, blühenden Hügel im Frühjahr zeigen können. Wir werden nicht an Schafherden vorbeiwandern und aufregende Wadi-Wanderungen in wassergefüllten Canyons erleben. Niemand wird Shadi, Mohammad, Nabeel oder Khadra kennenlernen. Diese Nicht-Begegnungen erfüllen mich mit Traurigkeit.
Umso wichtiger ist es mir, trotz oder gerade wegen der Reiseabsage das Scheinwerferlicht auf die Westbank zu werfen. Wir können sie euch, die ihr vielleicht mit uns Reisen wolltet, nun im April 2025 nicht zeigen. Aber wir geben euch mit diesem Beitrag und der untenstehenden Linkliste die Möglichkeit, unsere Entscheidung nachzuvollziehen. Und wir bitten euch: Informiert euch. Lest über die Situation vor Ort, sprecht mit anderen darüber, besucht unsere Online-Seminare und seid auf diesem Wege mit den Menschen in der Region in Verbindung. Denn das Scheinwerferlicht ist auf dieser Welt nicht gerecht verteilt. Zu viele stehen im Schatten.
Reiseangebote
Alsharq organisiert weiterhin Reisen in die WANA-Region und in zahlreichen Ländern können wir euch nach wie vor begegnungsreiche Wander- und Studienreisen anbieten.
Die Wanderreise in der Westbank ist nicht mehr möglich, aber Christoph organisiert im April 2025 eine Studienreise in Israel und Palästina (LINK), die euch vor allem zu Hoffnungsträger*innen in der Region führen wird - also jenen, die sich für Frieden, Ausgleich und Versöhnung einsetzen.
Wer dennoch wandern und Palästina so nahe wie möglich kommen möchte, dem kann ich die Jordanien-Wanderreisen (Frühlingswanderreise im Norden Jordaniens (LINK) im März/April 2025 und Wanderreise „light“ (LINK) im April 2025) sehr ans Herz legen.
Und: Wir haben unser Programm dieses Jahr um viele neue Reisen erweitert, die besonders spannend sind. HIER könnt ihr im Reisekalender stöbern!
Links & Literatur zuR Westbank
+972 Magazine: Längere & investigative Artikel und Recherchen.
PEACE NOW: Wichtigste Quelle für Dokumentation und Reporting über Settlement- und Outpostentwicklungen. Konkret findet ihr HIER einen Artikel über das Wadi Al-Makhrour.
Standing Together: Eine palästinensisch-israelische Friedensinitiative, die in vielen (auch westeuropäischen) Städten Aktionen durchführt.
Where olive trees weep: Im Juni 2024 erschienene Doku über die Situation in der Westbank. Als Protagonistin spricht Ashira Darwish. Bewegend, aufwühlend! Gegen Spenden online als Stream verfügbar.
Aktueller Artikel der BBC über Battir, ein Dorf, das wir bei der Wanderreise auch besucht hätten: „Israeli settlers are seizing Palestinian land under cover of war – they hope permanently“ (LINK)
dis:orient: Blog auf Deutsch und z.T. auf Englisch von einem Kollektiv (Wissenschaftler*innen, Journalist*innen, Aktivist*innen) mit Berichten über die WANA-Region. HIER geht’s direkt zu den Beiträgen über Palästina.
Accounts auf Instagram & Co, die wir euch empfehlen
Jordan Valley Activists: Zur Situation im Jordantal. Israelisches Projekt, in dem Israelis und internationale Menschen zusammen als „protective presence“-Aktivist*innen arbeiten.
Rabbis for Human Rights: Teilen auch viel zum Thema Siedler*innengewalt.
Combatants for Peace: Palästinensisch-israelische Initiative gegen die Besatzung. (Es gibt auch hebräische und arabische Seiten, die mehr über die Siedler*innengewalt berichten als die englische.)
Andrey X: Extrem wichtiger Kanal zur Berichterstattung über die Siedler*innengewalt in der gesamten Westbank.
All that’s left: Teilen auch viel zu Protective Presence, Home Demolitions und Settler Violence. Schwerpunkt eher Richtung Masafer Yatta.
Basel Adra: Die vielleicht prominenteste Stimme aus Masafer Yatta (Dorf at-Tuwani).
Tariq Hathaleen: Auch sehr bekannte Stimme aus Masafer Yatta (Umm Al-Khair)
B’TSELEM: Eine gute Quelle für diverse Aspekte der israelischen Besatzung, berichten immer wieder auch über Siedler*innengewalt in der Westbank.