Bis vor kurzem war Saudi-Arabien für internationale Reisende kaum zugänglich und zumindest nach außen hin erzkonservativ. Angestoßen durch die Vision 2030, ein groß angelegtes wirtschaftliches und gesellschaftliches Transformationsprogramm, befindet sich das Königreich inzwischen inmitten rasanter Veränderungsprozesse.
Archäologische Funde deuten darauf hin, dass bereits vor über 100.000 Jahren Menschen auf der Arabischen Halbinsel lebten. Aufgrund des trockenen Klimas bieten sich in der Region seit jeher nomadische Lebensformen an. Entlang wichtiger Handelsrouten und an den Küsten bildeten sich aber auch Städte heraus, die zu wichtigen kulturellen und wirtschaftlichen Zentren wurden. Ein Beispiel hierfür ist die nabatäische Oasenstadt al-’Ula, die an der Weihrauchstraße gelegen war. Heute stehen zunehmend hochtechnologisierte Städte wie Riad und deren Bauvorhaben der Superlative in einem starken Kontrast zur traditionellen Architektur, die zeitgleich an vielen Orten des Landes wiedererweckt und bewahrt wird.
Ebenso groß wie die technologischen Kontraste sind die Spannungsfelder, die sich aus der zunehmenden Öffnung des Landes ergeben: Mit Mekka und Medina befinden sich die Ursprungsorte des Islams und die bis heute heiligsten Stätten der Weltreligion auf dem Gebiet des heutigen Saudi-Arabien – ein spirituelles Erbe, auf das sich das Selbstverständnis des Staates maßgeblich stützt.
Zudem ist die politische Macht der saudischen Königsfamilie einer historischen Allianz mit dem Religionsgelehrten Muhammad ibn Abd al-Wahhab, dem Begründer des Wahhabismus, und dessen Nachkommen geschuldet. Seit 275 Jahren bieten die Wahhabiten demnach die religiöse Legitimation für die Herrschaft der al-Sauds und erhalten im Gegenzug weltliche Privilegien sowie weitgehend freie Hand bezüglich religiöser Belange. Soziale und gesellschaftliche Konventionen in Saudi-Arabien waren dadurch stark von den puristisch-traditionalistischen Lehren des Wahhabismus geprägt. Kronprinz Muhammad bin Salman al-Saud (MBS) steht nun vor der Herausforderung, die Interessen der erzkonservativen Kleriker weiter zu bedienen und gleichzeitig das Land zu modernisieren und international zugänglich zu machen. Dies führt zu einem sehr spannenden innerpolitischen und -gesellschaftlichen Aushandlungsprozess mit vielen scheinbaren Wiedersprüchen, dem wir uns auf unseren Reisen und in unseren Seminaren immer wieder widmen.
Auch landschaftlich hat Saudi-Arabien viele Überraschungen zu bieten: Neben den unterschiedlichsten Wüsten- und Steppengebieten, für die das Land vor allem bekannt ist, bietet das Königreich auch über 1000km Küste mit bunten Korallenriffen, grüne Berge mit tief eingeschnittenen, wasserführenden Schluchten, sowie karibisch anmutendende Inseln mit weiten Sandstränden und Mangrovenwäldern.
Unsere Highlights
Riad
Riad ist die Hauptstadt und größte Stadt Saudi-Arabiens. Seit ihrer Gründung im 16. Jahrhundert hat sie sich zu einer modernen Metropole mit Regierungseinrichtungen, Finanzbezirken, Bildungseinrichtungen und kulturellen Sehenswürdigkeiten entwickelt. In den Randbezirken Riads liegt auch das historische Diriyah, wo sich usprünglich der Familiensitz der al-Sauds befand und als Ursprung gesehen wird. Heute werden die Ruinen sorgfältig renoviert, sind Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und erzählen detailliert den Gründungsmythos des Königreichs.
Al-’Ula
Al-’Ula liegt im Nordwesten Saudi-Arabiens und ist eine der faszinierendsten Regionen des Landes. Sie ist bekannt für ihre atemberaubende Landschaft und das archäologische und architektonische Erbe der Nabatäer, unter denen die Oasenstadt als Handelsstützpunkt besonders florierte. Ähnlich wie in der jordanischen Felsenstadt Petra gibt es hier beeindruckende Felsengräber und Steinformationen zu entdecken.
Medina
Medina liegt im westlichen Saudi-Arabien und ist eine der bedeutendsten Städte des Islam. Mit der Propheten-Moschee, in der sich das Grab des Propheten Muhammad befindet, beherbergt sie eine der größten und wichtigsten Moscheen der Welt. Ein Besuch von Medina bietet die Möglichkeit, tief in die reiche islamische Geschichte und Traditionen einzutauchen.
Ushaiger
Versteckt im Herzen der Region Najd, bietet Ushaiger vielfältige Einblicke in die traditionelle saudische Gesellschaft. Nachdem sich hier vor ca. 1.500 Jahren Beduinen angesiedelt hatten, entwickelte sich Ushaiger dank seiner Quellen und Palmenhaine zu einem beliebten Rastplatz für Pilger auf dem Weg nach Mekka und Medina. Auf einem Spaziergang durch die engen Gassen der Stadt lassen sich hunderte von Lehmhäusern bestaunen, die mit ihren dreieckigen Fenstern und kunstvoll geschnitzten Türen die traditionelle Najdi-Architektur verkörpern.
Buraydah
In Buraydah befindet sich der größte Kamelmarkt der Welt. Hier trifft man auf bis zu 150.000 Kamele – der perfekte Ort, um mehr über die Tiere zu lernen, die seit Jahrhunderten das Leben der Menschen in den Wüsten und Steppen der Arabischen Halbinsel erleichtern und dadurch eine große kulturelle und wirtschaftliche Signifikanz gewonnen haben.
Jeddah
Die Hafenstadt Jeddah bildet das wirtschaftliche Zentrum des Landes und ist gleichzeitig der Ankunftsort vieler Pilger*innen auf dem Weg nach Mekka und Medina. Schon wegen ihrer malerischen Altstadt und dem kosmopolitischen Küstenflair lohnt sich aber auch ein ausführlicherer Besuch der Stadt! Durch den starken Austausch mit der restlichen Welt, gilt Jeddah als liberale Stadt.
Taif
Taif liegt auf fast 2000m Höhe in den Bergen süd-östlich von Mekka. Aufgrund der Lage erfreut sie sich auch im Sommer eines relativ milden Klimas und ist daher eine beliebte Urlaubsdestination für die Bewohner*innen des Landes. Zudem finden sich hier ideale ökologische Bedingungen für die Rosenzucht, die eine der wichtigsten Landwirtschaftszweige der Region ist.
Abha
Abha, das sich weit im Südwesten des Königreichs befindet, ist besonders bekannt für seine bewaldeten Berghänge, grünen Felder und wasserführenden Schluchten. Diese stehen in starkem Kontrast zur Wüsten- und Steppenlandschaft, die den Großteil der Landesfläche im Königreich ausmachen. Gleich bei Abha liegt auch das Dorf Rijal Alma’a sowie weitere Dörfer des Südens, deren traditionelle Architektur an die der nicht allzu weit entfernten jemenitischen Hauptstadt Sana’a erinnert.
Farasan-Inseln
Weiße Sandstrände, kristallklares Wasser, farbenfrohe Korallenriffe und römische Ruinen locken mehr und mehr Besucher*innen auf die Inseln, die ca. 40 km vor der saudischen Küste liegen. Hier wird wie an vielen anderen idyllischen Orten ersichtlich, wie schwierig eine gelingende Balance zwischen sich zunehmend entwickelnder touristischer Infrastruktur und dem Schutz der sensiblen Pflanzen- und Tierwelt ist. Besonders sehenswert sind die lokalen Mangrovenwälder, die an vielen Orten weltweit eine besondere Rolle im Schutz von Küstenorten spielen.
Aktuell
Das Königreich Saudi-Arabien befindet sich in einem rasanten Wandel. Noch vor wenigen Jahren setzten erzkonservative Kleriker Konventionen wie das Fahrverbot für Frauen durch. Kinos waren verboten. Unter dem autoritär regierenden Kronprinz Mohammad bin Salman, der seit 2017 die politische Richtung der Regionalmacht vorgibt, haben sich Räume geöffnet. Insbesondere junge Menschen honorieren diesen Kurs. Wir laden Euch ein auf eine Reise in ein Land im Umbruch!