Eine lebendige Kunstszene, eine Vielzahl an Universitäten und Menschen, die Kritik an Korruption und Vetternwirtschaft üben. Malls, Gated Communities und Expats, die in der Öl-Wirtschaft ein Vermögen verdienen. Überwältigende Gebirgslandschafen, historische Schätze und religiöse Vielfalt. Aber auch verkrustete Machtstrukturen und wirtschaftliche Ungleichheit. Gezeichnet von Unterdrückung und jahrzehntelangem Krieg, erlebt Irakisch-Kurdistan derzeit einen tiefgreifenden ökonomisch-gesellschaftlichen Wandel.
Die Gesellschaft verbindet mit der autonomen Region unterschiedlichste Prioritäten: Diese reichen vom Wunsch Stabilität, nach einer gerechten Aufarbeitung der diktatorischen Vergangenheit über das Streben nach geschlechtlicher Gleichberechtigung bis hin zum Kampf gegen Korruption und autoritäre Strukturen oder das Drängen auf einen aktiveren Naturschutz.
Auch die politische Vision ist umkämpft. Nicht wenige Kurdinnen und Kurden sehen das selbstverwaltete Projekt im Nordirak als Beginn der Verwirklichung des lang gehegten Traums eines kurdischen Staats, der die gegenwärtigen Landesgrenzen der Region überwindet.
Andere politische Positionen stellen den Charakter des Nordiraks als sicheren Zufluchtsort für religiöse und ethnische Minderheiten in den Vordergrund. Doch es gibt auch Stimmen, die sich für eine Wiedereingliederung der autonomen Region in die einst so wirtschaftsstarke Republik Irak fordern. Die tatsächliche Zukunft Irakisch-Kurdistans ist indes ungewiss: Während sich die Peshmerga erfolgreich externer Aggressionen erwehrt haben, ringt die autonome Region im Innern um ihre Identität. Ob diese autoritärer oder partizipativer Natur sein wird, wird sich zeigen.
Unsere Highlights
Sulaimaniyya
Begegnungen stehen in der Kulturhauptstadt Kurdistans im Vordergrund: So sprechen wir mit lokalen Künstler_innen über ihre Werke und besuchen ihre Ausstellungen. Ebenso setzen wir uns bei einem Besuch des ehemaligen Baath-Gefängnisses mit der diktatorischen Vergangenheit Kurdistans auseinander. Das Thema Pressefreiheit wird im Mittelpunkt einer Diskussion bei einer Zeitungsredaktion stehen. Nicht zuletzt bleibt Zeit für einen Besuch des lebendigen Bazars.
Halabja
Bei einem Besuch der Gedenkstätte,die an die Giftgasangriffe des Saddam-Regimes auf die kurdische Zivilbevölkerung erinnert, thematisieren wir die Auswirkungen des Irak-Iran-Kriegs auf die Region.
Amediye
Die 3000 Jahre alte Stadt throhnt imposant auf einem Felsen. Bei einem historischen Rundgang legen wir den Schwerpunkt auf das christliche und das jüdische Viertel. Dabei führen wir zahlreiche Gespräche mit der lokalen Bevölkerung.
Gara-Gebirge
Mit einem lokalen Guide lernen wir auf Wanderungen die schroff-schöne Gebirgslandschaft kennen. Durch (optionale) Übernachtungen in Bergdörfern treten wir in Kontakt mit der ländlichen Bevölkerung.
Briefings
Inputs zu Themen wie „Binnengeflüchteten“, „Wirtschaftliche Abhängigkeit“, „Beziehung zu Baghdad“, der „Konfrontation mit dem IS“ oder dem „Konflikt zwischen der PKK und der Türkei“ sollen dabei helfen, ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen Irakisch-Kurdistans zu bekommen.
Erbil
In der Hauptstadt widmen wir uns bei einem Besuch des Parlaments dem politischen System und der kurdischen Parteienlandschaft. Zudem bleibt Zeit, die 4000 Jahre alte Zitadelle und das christliche Viertel Ainkawa zu besuchen, wo sich auch die eine oder andere Bar findet.
Lalesh
Bei einem Besuch der jezidischen Tempelanlage lernen wir über Genese und Doktrin der Glaubensgemeinschaft und setzen uns mit der aktuellen Situation der Minderheit auseinander.
Dohuk
In der Universitätsstadt diskutieren wir mit Studierenden. Zudem steht das Thema Migration im Zentrum unseres Besuchs, schließlich leben in der Provinz die meisten Geflüchteten in der Autonomieregion.